15 Jahre "Es funktioniert?!" - eine (MINT)-Bildungsgeschichte

Es funktioniert?! hat Geburtstag! - 15 Jahre erfolgreiche MINT-Bildung im Elementar- und Grundschulbereich, 15 Jahre beeindruckende Praxiserfahrungen

Wie alles begann
Nach dem Pisa-Schock im Jahr 2000 wurde nicht nur auf politischer Ebene der Bildungsbereich reformiert, sondern auch die Wirtschaft reagierte: Es entstanden viele Initiativen zur Verbesserung der Bildungssituation im MINT-Bereich. Zu diesem Zeitpunkt gab es noch wenig Fachliteratur zur frühen naturwissenschaftlichen Bildung, geschweige denn zur technischen Bildung im Elementar- und Primarbereich. Die ersten Bildungspläne für Kindergärten wurden damals gerade entwickelt. Vorhandene Praxisbeispiele beschränkten sich auf einzelne Experimente, Bastelanregungen oder Übungen. Es fehlten Ansätze, bei denen sich Kinder längerfristig und neugierig forschend mit technisch-naturwissenschaftlichen Fragestellungen auseinandersetzten. Bis eine Gruppe von Experten im Bereich der Frühpädagogik im Auftrag der Bildungsinitiative Technik Zukunft in Bayern 4.0 im Bildungswerk der Bayrischen Wirtschaft e. V. das Projekt "Es funktioniert?!" ins Leben rief.

Eine Idee nimmt Gestalt an
Die grundlegende Idee von Es funktioniert?! ist es, Praxisbeispiele, die eine solche längerfristige und vielschichtige Auseinandersetzung zeigen, zu sammeln und zu veröffentlichen. Miteinander und Voneinander lernen heißt die Devise! Wie geht das? Indem die Pädagog*innen die Fragen der Kinder, die beim Spielen und ihrem alltäglichen Tun und Entdecken entstehen, aufgreifen und nicht vorschnell beantworten. Die Pädagog*innen sind aufgefordert, wenn es die Frage hergibt, eine längerfristige Bildungsarbeit daraus zu machen. Sie geben keine Lernziele vor, sie unterstützen methodisch und didaktisch und begleiten die Kinder so auf ihrem Weg auf der Suche nach Antworten und Lösungen. Dieser Weg wird dokumentiert und eingereicht. Eine Jury aus Bildungsexpert*innen bewertet diese Dokumentationen. Besonders beispielhafte Projekte werden im Rahmen einer Veranstaltung ausgezeichnet und der Öffentlichkeit vorgestellt.

Die Kriterien für gelungene Projekte wurden bereits bei der Gründung des Projektes von Expertinnen für Früh- und Grundschulpädagogik und mit Hilfe der damaligen Fachliteratur (z.B. „Weltwunder“ oder „Kinder als Naturforscher“ von Donata Elschenbroich) entwickelt und von Beginn an zur Diskussion gestellt. Eine der Mitbegründerinnen, Frau Dr. Irmgard M. Burtscher, die bis heute noch zum pädagogischen Beraterteam von Es funktioniert?! gehört, sagt: „Es funktioniert?! sollte von Anfang an mehr sein als nur ´irgendetwas mit MINT gemacht zu haben´. Unser Ziel vor 15 Jahren war es deshalb, ein Konzept für frühe technische Bildung zu entwickeln, das Kriterien für exzellente Pädagogik in sich vereint.“
 
Den Startschuss gab es am 10. Juli 2005 bei einer Auftaktveranstaltung im Ehrensaal des Deutschen Museums, vorerst nur für Kindergärten. 63 Projekteinreichungen, bei denen ca. 1.400 Kinder beteiligt waren, konnten dann im November 2005 von einer Jury gesichtet und bewertet werden. 16 Projekte hervorragender Bildungsarbeit fanden ihren krönenden, öffentlichkeitswirksamen Abschluss auf einem großen Kinderfest in München, mit Vorstellung der Projektarbeiten und Preisverleihung. Beispielhafte Projekte aus den ersten beiden Jahren wurden in einem Projekt-Ideen-Buch vom Don Bosco-Verlag 2007 herausgegeben. Eine CD, eine Broschüre und eine Wanderausstellung mit Best-Practice-Beispielen folgten. Ab 2010 öffnete sich das Erfolgskonzept von Es funktioniert?! auch für Grundschulen und Horte.

Seit 15 Jahren haben sich nun rund 12.000 Kinder zwischen 3 und 10 Jahren an Es funktioniert?! beteiligt und dadurch die Gelegenheit gehabt, für ihre eigenen naturwissenschaftlichen und technischen Frage- und Problemstellungen gemeinsam Antworten und Lösungen zu finden. Und die Pädagog*innen konnten von vielen gesammelten Praxisbeispielen, Fortbildungen mit Workshops zur Umsetzung von Projektarbeiten, und auch durch persönliche Einblicke in technische Unternehmen inspiriert und unterstützt werden. Vielleicht hat sich dadurch auch bei einigen Pädagog*innen die Einstellung zu Technik und Naturwissenschaften verändert?! Und vielleicht sogar die Art des Lehrens?

"Was die Kinder neben neuen Erkenntnissen sicherlich gelernt haben ist, dass Naturwissenschaft und Technik spannend, interessant und nichts Schweres oder Abgehobenes sind. Zupacken, ausprobieren, Theorien überlegen, verwerfen, verbessern, das können auch Kinder und das machen "große" Forscher*innen auch nicht anders!" Silvia Vache-Götz, Rektorin

"Für mich war es eine neue und doch sehr schöne Erfahrung, auf diese Art mit meiner Klasse zu arbeiten. Dieses Arbeiten erforderte eine andere Art von Planung, da ich nicht vorbereiten konnte, sondern immer meist mitarbeiten und nachbereiten. Unbedingt zu erwähnen ist, dass für dieses nachhaltigere Arbeiten jedoch auch mit einem höheren Zeitaufwand zu rechnen ist...." Babett Bauer, Lehrerin

Auszeichnungsveranstaltung im Hort in Penzberg 2019, Foto: Anja Klaar

Nach 15 Jahren so aktuell wie nie zuvor

Dass Es funktioniert?! so aktuell wie nie zuvor ist, zeigen die Bildungsplanreformen, die immer mehr Wert auf das Arbeiten und Lernen in Projekten legen. Es zeigt sich auch in aktuellen Publikationen, wie z.B. der Weiterbildungsinitiative frühpädagogischer Fachkräfte (Wiff) zu kompetenzorientierter, früher naturwissenschaftlicher Bildung [1].

Auszeichnungsveranstaltung im Hort in Penzberg 2019, Foto: Anja Klaar

Diese kompetenzorientierte Ausrichtung ist den jüngsten neurowissenschaftlichen Erkenntnissen, wie Lernen funktioniert [2], geschuldet, aber auch der Erkenntnis, dass wir Wissen und Handeln zusammenbringen müssen, um die menschliche Existenz auf unserem Planeten zu sichern [3]. Die UN-Konferenz über Umwelt und Entwicklung in Rio 1992 war der weltweite Auslöser, unseren Begriff von Bildung in Frage zu stellen und neu zu denken. Das heißt, die Verantwortung für unsere nachfolgenden Generationen nicht zu vergessen. Diese Anforderung erfordert kompetenzorientiertes Lernen, lösungsorientiertes, vernetztes und vorausschauendes Denken, Fähigkeiten zur Kommunikation, Kooperation und Kollaboration. Dies alles wird durch Projektarbeiten, die wie bei Es funktioniert?! aus dem Interesse und den Fragen der Kinder entstehen und von den Pädagog*innen umsichtig begleitet werden, auf eine motivierende Art und Weise gefördert. So kann sich ein Bewusstsein des Selbstgestaltens, verbunden mit Verantwortung, entwickeln.

Immer offen für Neues, aber dennoch grundlegend beständig
Immer offen für Neues, aber dennoch grundlegend beständig ist das pädagogische Beraterteam von Es funktioniert?!: Dazu gehören Frau Dr. Irmgard M. Burtscher, Frau Marianne Krug und Frau Helga Fell. Frau Marianne Krug hat von Beginn an bis 2019 Es funktioniert?! immer wieder neu und kritisch überdacht und weiterentwickelt. Sie war eine wichtige Stütze und inspirierte uns alle mit Ihrem pädagogischen Fachwissen. Im Namen der Bildungsinitiative Technik-Zukunft in Bayern 4.0 sagen wir Danke für Ihren engagierten und gedankenreichen Einsatz als pädagogische Beraterin, Jurorin und Referentin für Es funktioniert? und wünschen Ihr für die Zukunft alles Gute!
Es funktioniert?! läuft weiter, denn wie Frau Dr. Burtscher schreibt:
"So bin ich denn überzeugt davon: Es funktioniert?! ist eine Erfolgsgeschichte. Wir haben alle zusammen eine Menge gelernt. Die vielen inspirierenden und fruchtbaren Begegnungen über all die Jahre haben uns immer wieder neu beflügelt, dran zu bleiben und unser Bestes zu geben. Dafür bin ich allen Beteiligten dankbar. Es ist mir auch neu bewusst geworden, welche große Verantwortung wir alle im (früh-)pädagogischen Bereich haben."

Haben Sie Lust, bei "Es funktioniert?!" mitzumachen? Anmeldungen für die nächste Auszeichnungsrunde 2020/2021 werden bis Ende Januar 2021 angenommen. Weitere Informationen zum Projekt finden Sie auf www.tezba.de.