Als Frau in einer Männerdomäne

Ich bin Viktoria und habe meinen Bachelor in Mechatronik abgeschlossen. Das ist mit Sicherheit nicht ein typischer Frauenberuf, aber ich war schon immer technisch interessiert, weshalb ich mein Abitur an einem naturwissenschaftlichen Gymnasium absolvierte. Über ein paar Umwege und eine kurze Auszeit im Ausland zur Selbstfindung (ja, es ist Australien gewesen, wie es wohl das typischste Land für eine Auslandsreise für Deutsche nach dem Abitur ist) entschied ich mich für ein Mechatronikstudium.

Als dann die Zeit gekommen war und ich voller Tatendrang zu meiner ersten Vorlesung fuhr, war ich dann doch überrumpelt, als ich auf den ersten Blick im Hörsaal ausschließlich Jungs vorfand. Bei genauerem Hinsehen erblickte ich ganz vereinzelt dann doch noch ein paar Dutts und Pferdeschwänze, die dem weiblichen Geschlecht angehörten.

Das Ganze entspannte sich dann recht schnell, als wir alle in drei Studiengruppen á 80 Studierenden aufgeteilt wurden. Dabei war ich eine von ungefähr 10 Mädels in der Gruppe, was ich als recht angenehm ansah (bedenke: mein erster Eindruck trog zwar, aber ich befürchtete schon, dass wir Mädels höchstens zu zweit sein könnten…).

Trotz der männlichen Dominanz wurden wir vom anderen Geschlecht stets mit offenen Armen empfangen, nicht zuletzt sicherlich, weil sich viele der Mädchen ihr Studium gut überlegt haben und nun mit vollem Elan und Fleiß loslegten, wohingegen der ein oder andere Junge im erstem Semester schnell feststellte, dass das Studium doch nicht ganz seinen Erwartungen gerecht wurde. Denn anstatt sofort an Autos schrauben zu können, muss man sich tatsächlich durch ein Grundstudium in Mathe und Physik kämpfen.

Einen kleinen Vorteil hatten wir Frauen dann doch: Wir durften beim „BayernMentoring Junior“ mitmachen. Das ist ein Förderprogramm für Mädchen in MINT-Berufen, bei dem die Studentinnen erfahrene Mentorinnen zur Seite gestellt bekommen, die ihnen jederzeit mit Rat und Tat zur Seite stehen. Im ersten Jahr erhielt ich eine ältere Studentin, die das gleiche Studium wie ich absolvierte und so mit ähnlichen Problemen oder Fragen, wie ich sie entwickelte, bereits zu kämpfen hatte und mir wertvolle Tipps und Unterlagen für mein weiteres Studium gab. Ein Jahr später erhielt ich über das „BayernMentoring Professional“ eine Mentorin aus der Wirtschaft und ehemalige Maschinenbaustudentin zugeteilt, die mich sogar mit zu sich in die Arbeit nahm und mir ihren Alltag vorstellte.

Jahrelang war ich selbst als Mentorin tätig und betreue parallel Camps in den Ferien, in denen Schülerinnen in technische (Ausbildungs-) Berufe hineinschnuppern können. Dabei handelt es sich konkret um die „Mädchen für Technik Camps“ der Initiative „Technik - Zukunft in Bayern 4.0“. Es fasziniert mich zu sehen, wie die Augen der Schülerinnen zu leuchten beginnen, wie geschickt sie sich anstellen und wie effizient sie Probleme lösen.

 

Ich kann es allen Mädchen nur nahelegen: Technik ist auch für uns Frauen attraktiv, zukunftsorientiert und meist gut bezahlt. Glaubt an euch und probiert euch aus! Mehr als Scheitern könnt ihr nicht. Und auch das ist nur ein Zugewinn an Wissen, dass ihr doch für den ein oder anderen Bereich nicht geeignet seid und anderweitig nach euren Stärken suchen solltet.

Viktoria Brunnthaler (Betreuerin bei den Mädchen für Technik-Camps)