Angeklopft und Nachgefragt - TeZBa-Ehemalige
Interview zu MINT-Berufen
Wir haben bei unserer ehemaligen Camp-Teilnehmerin Isabella Rehberger angeklopft und nachgefragt, wie sich ihr beruflicher Werdegang seit der Teilnahme am Forscherinnen-Camp bei KAESER Kompressoren SE entwickelt hat. Sie hat uns einen spannenden Einblick in ihre Erfahrungen und Tätigkeiten gegeben.
Du hast vor einigen Jahren beim Forscherinnen-Camp bei KAESER & der Hochschule Coburg mitgemacht. Was ist dir aus dem Camp positiv in Erinnerung geblieben?
Sehr positiv sind mir die Betreuung und vor allem eben auch die Firma KAESER in Erinnerung geblieben. Ich habe mich damals sehr wohl gefühlt. Aufgrund dessen hatte ich mich damals bei der Suche nach einem dualen Studienplatz auch an die Fa. KAESER gewandt. Außerdem hat mich damals der berufliche Werdegang der fachlichen Betreuerin, wie sie ihren Weg gegangen ist mit Studium, Arbeit und Familie, sehr beeindruckt.
Hat das Camp bei der Berufsorientierung geholfen?
Das Camp hat mir damals sehr bei meiner Berufsorientierung geholfen. Nach dem Camp war eigentlich klar, dass ich einen technischen Beruf ausüben möchte. Allerdings habe ich mich damals nicht für den im Camp vorgestellten Beruf entschieden.
Wieso hast Du Dich für das duale Studium Maschinenbau entschieden?
Dadurch dass ich schon immer technikinteressiert war, stand für mich fest, dass ich beruflich etwas im technischen Umfeld machen möchte. Das klassische Beispiel, was ich durch Freunde kannte, war das Maschinenbaustudium. Somit habe ich mich damals mit diesem und ähnlichen Studiengängen auseinandergesetzt. Da ich mein Studium selbst finanzieren wollte, führte mich mein Weg direkt zu einem dualen Studium. Außerdem hat mir damals - und das empfinde ich heute noch so – an den dualen Studienmodellen gefallen, dass sich Theorie und Praxis sehr gut vereinen lassen. Man wendet das theoretisch Gelernte praktisch an. Außerdem wird bereits in den ersten Schritten Berufserfahrung gesammelt, was Vollzeit-Studierende nachträglich erst „erlernen“ müssen.
Welche Vorteile hat dir das duale Studium im Vergleich zu einer klassischen Ausbildung, die ebenso Theorie und Praxis miteinander verbindet, geboten?
Da ich damals und heute immer noch relativ gut und einfach lerne, stand nach dem Realschulabschluss fest, das Fachabitur zu machen und anschließend zu studieren. Um den Abschluss in möglichst kurzer Zeit und einen durchgängigen Praxisbezug zu erhalten, wollte ich ein duales Studium absolvieren. Außerdem konnte ich mir durch die duale Ausbildung mein Studium selbst finanzieren.
Mit dem Wissen, was ich heute habe, würde ich es allerdings fast bevorzugen zunächst eine Ausbildung im fachlichen Umfeld des späteren Studiums zu absolvieren und anschließend zu studieren. Eine Ausbildung im fachlichen Umfeld bietet eine gute solide Grundlage für ein anschließendes Studium, noch besser als ein duales Studium dies tut.
Erzähl uns vom Beruf als Fertigungsingenieurin bei der Fa. KAESER.
Wie sieht der Alltag in diesem Beruf aus?
Einen klassischen „Alltag“ habe ich zum Glück nicht. Es ist immer abhängig von den aktuell laufenden Projekten was am Tag erledigt werden muss:
- Projektvorbereitungen wie bspw. Analysen zu Abläufen, Prozessen und/oder Komponenten
- Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen für Prozessumstellungen
- Layoutgestaltung von Arbeitsplätzen
- Behebung von Problemen bei Prozessanläufen und -umstellungen
- Schnittstellenabstimmungen mit internen oder externen Dienstleistern und Kollegen
- Bearbeitungs- oder Montageversuche,
- Die Liste ist lang und könnte noch beliebig fortgesetzt werden
Allerdings ist das Ziel immer gleich. Das Gegenwärtige soll verbessert werden – sei es in wirtschaftlicher Hinsicht oder auch für das Arbeitsumfeld des Mitarbeiters.
Was ist – Deiner Meinung nach – das Highlight an diesem Beruf? Was fasziniert Dich am meisten?
Es ist jeden Tag etwas anderes. Es ist sehr abwechslungsreich und aufgrund dessen, dass ich in verschiedenen Arbeitsbereichen (Montage, mechanische Fertigung, Lackiererei, Arbeitsvorbereitung) tätig bin, ist es immens vielseitig.
Was braucht man, um eine gute Fertigungsingenieurin zu werden?
Gute Kommunikation, gute Selbstorganisation, Offenheit, natürlich technisches Verständnis, Kreativität, gutes Gesamtverständnis, Analysefähigkeiten, man sollte aber auch Kritikfähig sein, Motivationsfähigkeit
Wir möchten gerne den Stereotypen in MINT-Berufen auf den Grund gehen. Was sagst Du zu diesen gängigen Vorurteilen in MINT-Berufen:
„Man hat wenig mit Menschen zu tun.“
Stimmt nicht, mein Beruf ist sehr vielfältig und ich habe mit vielen Menschen aus unterschiedlichsten Bereichen zu tun. Je nach Arbeitsplatz kann dies natürlich variieren. Allerdings wird man sicherlich immer Arbeitskolleg*inne um einen haben, welche den Arbeitsalltag mit einem bestreiten.
„Man wird schmutzig.“
Das unterscheidet sich natürlich jeweils von Berufsbild und Arbeitsumfeld. Es kann schon passieren das man mal etwas schmutziger wird. Es gibt aber nichts was man nicht waschen kann.
„Als Frau hat man da nichts zu sagen.“
Nein. Ich bin der Meinung, dass es diese eingestaubten Floskeln nicht mehr geben sollte. Wenn „Frau“ fachlich und menschlich kompetent ist und damit überzeugt, gibt es keinen Grund warum die Meinung nicht gefragt ist und warum nicht darauf gehört werden sollte. Was passieren kann ist, dass man diese Kompetenz erst durch sein Handeln und Tun unter Beweis stellen muss. Ich denke das kennt aber jeder - egal ob Mann oder Frau
„Man hat keinerlei Aufstiegsmöglichkeit.“
Leider ist es meiner Meinung nach noch so, dass das Bild „der Führungskraft“ sehr häufig von Stereotypen geprägt ist und Menschen oft ihnen ähnliche Personen einstellen. Aus diesem Grund sind Frauen in führenden Positionen immer noch eher rar. Aufgrund der Frauenquote und auch den damit verbundenen Diskussionen sehe ich aber eine Chance zum Umdenken. Angst als „Quotenfrauen“ abgestempelt zu werden, sollte man ebenfalls nicht haben, da: Wer kompetent ist, wird beweisen, warum sie für die Stelle ausgesucht wurde.
Letztendlich muss aber das Ziel sein, der oder diejenige einzustellen, der/die die beste Qualifikation aufweist – unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe oder auch Familienstand.
„Man kann Beruf und Familie nicht zusammenbringen.“
Diesen Punkt sehe ich selbst auch als schwierig an. Ich empfinde es so, dass es in diesem Bereich noch sehr viel Potenzial gibt. Allerdings bin ich auch der Meinung, es gibt nichts, was sich mit einer*m tollen Partner*in an der Seite nicht stemmen lässt. Karriere sollte und darf kein Ausschlusskriterium für die Entscheidung für die Familie sein. Hier sehe ich aber auch die Unternehmen in der Pflicht die Vereinbarkeit von Beruf und Familie stärker zu fördern. Durch den steigenden Fachkräftemangel und dem damit verbundenen „Kampf“ um gute Mitarbeiter*innen ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie jetzt und zukünftig ein noch größerer nicht monetärer Anreiz bei der Wahl des Arbeitgebers.
Ich denke ein großer Aspekt ist immer noch das Fehlen von Vorbildern in den verschiedenen Bereichen, an welchen sich die jungen Frauen orientieren und ein Beispiel nehmen können. Es ist leider immer noch nichts Alltägliches. Persönlich habe ich allerdings nicht das Gefühl ein „Exot“ zu sein, es ist für mich ganz „normal“.
Wie wichtig sind deiner Meinung nach weibliche Vorbilder für die Berufswahl?
Wie bereits gesagt finde ich, dass diese sehr wichtig sind. Aus diesem Grund führe ich auch dieses Interview – um ein Beispiel zu geben und den Beruf greifbar zu machen. Ich selbst hätte mir damals mehr „Orientierungsbeispiele“ gewünscht.
Was rätst Du Mädchen die Interesse an einem MINT-Beruf haben?
Wenn ihr Interesse habt, euch aber nicht sicher seid, ob ihr es schafft, hilft „reden, reden, reden“ und sich gut informieren. Am besten mit Menschen, die den Weg schon ähnlich gegangen sind und Erfahrungen sammeln konnten – unabhängig ob Mann oder Frau. Außerdem würde ich jeder interessierten Person raten, ein Praktikum in dem gewünschten Bereich zu absolvieren.